Was ist ein Hörsturz?

Frauenohr2Ein plötzlich auftretender Hörsturz, der das Hörvermögen eindämmen, aber vorübergehend auch zur völligen Taubheit führen kann, ist zunächst keine Erkrankung, sondern eine sogenannte Schallempfindungsstörung. Hörstürze treten in der Regel einseitig auf, können aber auch beide Ohren gleichzeitig betreffen. Von einem Hörsturz oder auch Ohrinfarkt spricht die Medizin im Übrigen nur dann, wenn das Hörvermögen ohne ersichtlichen Grund plötzlich eingeschränkt ist. Sämtliche Hörprobleme, die infolge anderer Erkrankungen entstehen, sind keine Hörstürze.

Ein klassischer Hörsturz zieht ein verzerrtes Hören nach sich, denn in der Regel erstreckt er sich nur auf einige, selten nur auf alle, Frequenzen. Das heißt, nach einem Hörsturz vernehmen Betroffene beispielsweise sämtliche Töne als blechern oder verschwommen, können aber grundsätzlich trotzdem noch hören. Der Hörsturz kann genauso plötzlich verschwinden, wie er aufgetaucht ist. Selbst eine durch einen Hörsturz hervorgerufene völlige Taubheit klingt in der Regel binnen kürzester Zeit spontan ab. Kompliziertere und längere Verläufe bedürfen jedoch einer ärztlichen Behandlung.

Der Unterschied zu anderen Ohrenerkrankungen

Im Vergleich zu anderen Erkrankungen des Ohres, die ebenfalls Probleme mit dem Hören oder gar eine Taubheit nach sich ziehen können, ist der Hörsturz ein idiopathisches Phänomen. Das heißt, er tritt ohne erkennbaren Grund ein, klingt von alleine wieder ab und lässt sich dementsprechend auch nur minimal beeinflussen. Ein Hörsturz klingt ohne weitere Folgen ab, kann jedoch immer wieder auftreten und in seiner Intensität variieren. Ein Hörsturz kündigt sich in vielen Fällen durch einen anhaltenden Tinnitus an, tritt aber in rund einem Fünftel aller Fälle auch gänzlich ohne Vorboten auf. Anders als andere Erkrankungen des Ohres verursacht ein Hörsturz keine Schmerzen.

Die Ursachen eines Hörsturzes

Die Ursachen und die auslösenden Faktoren für einen Hörsturz sind nach wie vor ungeklärt. Viele Jahre stand vor allem der Faktor Stress in Verdacht, einen Hörsturz begünstigen zu können. Diese Annahme basiert vor allem auf der Tatsache, dass Stress als einer der Hauptauslöser für den Tinnitus gilt und der Tinnitus im Zusammenhang mit einem Hörsturz gehäuft auftritt. Dennoch kann wohl Stress allein keinen Hörsturz auslösen. Vielmehr ist das Zusammenspiel unterschiedlicher Ursachen maßgebend. Ein Hörsturz entsteht beispielsweise, wenn die Durchblutung des Innenohrs akut gestört wird. Eine spontan auftretende Mangeldurchblutung der Hörschnecke oder der Haarzellen kann für die Schallempfindungsstörung verantwortlich sein. Obwohl zu viel Stress einen Hörsturz also durchaus begünstigen kann, finden sich die Ursachen doch eher im Ohr selbst.

Was passiert, wenn der Hörsinn eingeschränkt ist?

Ohr QuerschnittDas menschliche Ohr ist ein komplexes Organ. Dementsprechend komplex ist auch der Hörvorgang an sich. Beim Hören gelangen Schallwellen und Töne über den äußeren Gehörgang in das Mittelohr. Im Mittelohr werden die Töne vom Trommelfell und den damit verbundenen Gehörknöchelchen aufgenommen und in das Innenohr weitergeleitet. Im Innenohr wird die eigentliche Arbeit geleistet, denn in dieser sensiblen Region werden sämtliche Töne in elektrische Impulse umgewandelt und an das Gehirn weitergeleitet. Die Hirnnerven lösen dann das tatsächliche Hören aus. Bei einem Hörsturz ist diese Abfolge jedoch gestört, das Hören funktioniert nur im Mittelohr. Das Innenohr wandelt die Schallwellen jedoch nicht mehr in elektrische Impulse um, das Gehirn empfängt fehlerhaftes und kann das nicht mehr umsetzen. Betroffene hören also entweder gar nichts mehr, oder aber stark verzerrt, verzögert und blechern, als kämen die Töne von sehr weit weg.

Unbestätigte Ursachenmodelle

Um den Ursachen für einen Hörsturz auf den Grund zu gehen, werden immer wieder neue Ursachenmodelle diskutiert, die allesamt jedoch bislang nicht bestätigt sind. Vermutet werden beispielsweise vorübergehende Störungen der Hörsinneszellen des Innenohrs, aber auch Defekte in den Nervenzellen des Gehirns sowie Flüssigkeitsschwankungen im Innenohr.

Komplikationen: Kann ein Hörsturz zur Gefahr werden?

Nahezu alle Hörstürze verlaufen unkompliziert und klingen ohne Folgeschäden ab. Selbst Patienten, die regelmäßig einen Hörsturz erleiden, beklagen in der Regel keine Spätfolgen. Schlimmstenfalls, nämlich bei sehr schweren Verläufen, kann der Hörsturz jedoch in eine dauerhafte Höreinschränkung oder Taubheit münden. Auch Ohrgeräusche können eine Langzeitfolge eines Hörsturzes sein. Diese Komplikationen treten jedoch äußerst selten auf und sind im Vorfeld kaum zu beeinflussen. Zusammenhänge zwischen der Dauer des Hörsturzes und möglichen Komplikationen sind bislang nicht bekannt. Auch die Häufigkeit der Hörstürze lässt nicht auf eventuelle Spätfolgen schließen. Komplikationen treten daher eher sporadisch auf und lassen sich in keinem Fall vorhersehen.

Was passiert, wenn der Hörsturz nicht von selbst heilt?

In seltenen Fällen, nämlich bei rund einem Zehntel der Patienten, klingt der Hörsturz nicht von alleine ab. Dann ist der Besuch beim HNO-Arzt zwingend erforderlich, denn schwere und dauerhafte Hörstürze sind deutlich risikobehafteter. Bleiben die Symptome also über Stunden oder gar Tage hinweg bestehen, muss gehandelt werden, denn die Prognose steht nur dann günstig, wenn der Hörsturz frühzeitig therapiert wird. Wenn ein anhaltender Hörsturz nicht beispielsweise durch eine Infusion, die die Durchblutung des Innenohrs verbessert, behandelt, droht eine dauerhafte Schwerhörigkeit, die sogar zur Taubheit werden kann. Bei entsprechender und schneller Behandlung der Symptome bildet sich der Hörsturz jedoch in nahezu allen Fällen wieder gänzlich zurück und der Hörsinn bleibt uneingeschränkt bestehen.

Risikogruppen – wer ist besonders gefährdet?

Der Hörsturz kann in allen Altersgruppen auftreten und betrifft genauso viele Frauen wie Männer. Besonders häufig sind jedoch Frauen und Männer zwischen dem 40. und dem 50. Lebensjahr betroffen. Als besonders risikobehaftet gelten Menschen mit einem erhöhten Stresslevel, vorwiegend also Personen, die beruflich und privat sehr stark eingespannt sind. Darüber hinaus gelten Übergewicht, Störungen des Fettstoffwechsels und Diabetes mellitus als Risikofaktoren für die Entstehung eines Hörsturzes.

Risikofaktor Hypertonie – wenn der Blutdruck den Hörsturz auslöst

Basierend auf der These, Hörstürze würden durch eine Durchblutungsstörung im Innenohr ausgelöst, gehören Menschen mit dauerhaftem Bluthochdruck zur Risikogruppe. Im Rahmen des Bluthochdrucks kann es zu Durchblutungsstörungen oder zu einem zu langsamen Blutfluss kommen, der sich negativ auf die sensiblen Leitungen des Innenohrs auswirkt. Bleibt der Bluthochdruck längere Zeit unbehandelt, wird das Innenohr nicht mehr ausreichend schnell durchblutet, ein Hörsturz kann entstehen.

Kann das Rauchen dem Gehörgang schaden?

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Auch Raucher tragen nach Meinung der Mediziner ein erhöhtes Risiko, einen Hörsturz zu erleiden. Vor allem starke Raucher belasten mit dem regelmäßigen Rauchen ihre Blutgefäße und Nerven, eine Mangeldurchblutung kann die Folge sein. Ähnlich wie beim Bluthochdruck erstreckt sich auch die nikotinbedingte Durchblutungsstörung auf das Innenohr. Der Hörsturz entsteht, wenn das Blut lange Zeit schlecht zirkuliert.

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